Sehr gut 5/5
470 Kundenbewertungen
ein Fachportal von transparent-beraten.de

So schütze ich meinen Hund vor Giftködern

Hundebesitzer lassen Ihre Vierbeiner gerne im Freien laufen. Doch dies ist nicht immer ganz ungefährlich, denn vermehrt legen „Hundehasser“ Giftköder aus, erklärt Annette Steinbach, Hundetrainerin der Hundeschule Steinbach aus Berlin. Im Interview berichtet sie, wie man sich vor der Gefahr schützen kann und wie Sie ihrem Hund helfen können, falls dieser einen Giftköder aufgenommen hat.

Was ist ein Giftköder?

Annette Steinbach aus Berlin

Annette Steinbach: Ein Giftköder kann alles sein, was dem Hund gesundheitlichen Schaden zufügen kann. Es können präparierte Köder mit Rattengift, mit Schneckenkorn, mit Rasierklingen oder Nägeln sowie mit Glasscherben sein.

Als Träger von Giftködern werden oft Hackfleisch, Blutwurst, Fleischwurst, Würstchen oder ähnlich Schmackhaftes für den Hund verwendet. Die Fantasie der Menschen, die Giftköder verteilen, ist leider groß.


Wie kann ich diesen erkennen?

Steinbach: Oft ist nicht zu erkennen, ob ein Köder vergiftet ist oder nicht. Die giftigen Substanzen sind meist gut in den Giftködern eingeschlossen. Am besten ist es, verdächtiges Material mit einer Hundekottüte aufzusammeln und zu Hause in Ruhe zu untersuchen.

Mehr dazu finden Sie hier.


Wie sehen Giftköder aus?

Steinbach: Giftköder sehen oft wie harmlos verlorene Würstchenteile, Leckerlis oder Essensreste aus. Die Täter wollen nicht, dass die Giftköder erkannt werden.


Wie viele Giftköderfälle gibt es jährlich?

Steinbach: Es gibt keine aktuellen Zahlen, wie viele Hunde an Giftködern sterben. Letztes Jahr (2017) sind zum Beispiel allein innerhalb von zwei Wochen circa zehn Hunde am Tegeler See durch Gift verstorben.  Leider gibt es keine offiziellen Angaben von verteilten Giftködern. Hundehasser legen sie in ganz Deutschland aus. Es wird in über 30 Städten immer wieder davor gewarnt. In Berlin allein wurden offiziell 91 Giftköder in einem Jahr gemeldet, die Dunkelziffer ist weit höher. Nicht jeder Besitzer meldet den Tod des eigenen Hundes durch Gift oder lässt ihn obduzieren.


Wo gibt es am häufigsten Giftköder?

Steinbach: Es gibt keine genauen Angaben, wo Giftköder am meisten ausgelegt werden. Am häufigsten werden die Köder an Plätzen ausgelegt, an denen viele Hunde ausgeführt werden (Parks, öffentliche Grünanlagen, an Seen, im hohen Gras auf Wiesen, im Gebüsch …). Die Hunde und Halter sollen mit den vermeintlich leckeren Happen in die Irre geführt werden.


Kann ich herausfinden, ob es an meinem Wohnort Giftköder gibt?

Steinbach: Es gibt Organisationen, die einen Giftköderalarm melden:

Sie können über das Internet Giftköderwarnungen in Ihrer Region erfahren.


Was tue ich, wenn ich Giftköder finde?

Steinbach: Informieren Sie umgehend die Polizei, damit diese die Köder einsammeln und das Gebiet absuchen kann. Giftköder auszulegen, ist eine Straftat. Sie können die Köder auch selbst mitnehmen – jedoch sollten Sie diese nur mit Handschuhen oder einer Plastiktüte anfassen (es gibt auch Kontaktgifte) und diese bei Ihrem Tierarzt zur Untersuchung abgeben – Presse bei Verdacht informieren – Warnzettel aufhängen.


Wie schütze ich meinen Hund vor Giftködern?

Steinbach: Sie können Ihren Hund vor Giftködern schützen, indem Sie ein spezielles Training mit ihm machen. (Nähere Informationen dazu gibt es bei der nächsten Antwort.) Sollte der Hund dies noch nicht absolviert haben, können Sie ihm entweder einen Maulkorb beim Spazieren gehen anlegen oder ihn zumindest nur an der Leine in gefährdeten Gebieten ausführen.


Wie kann ich meinen Hund trainieren, dass er keine Giftköder frisst?

Steinbach: Es gibt verschiedene Trainingsmethoden, um Ihrem Hund beizubringen, nichts vom Boden zu fressen. Die Voraussetzung ist, dass Ihr Hund ein Abbruchsignal, zum Beispiel das Wort „nein“ kennt. Dabei sollte dieser sofort seine Handlung oder sein Vorhaben (nämlich etwas fressen zu wollen) unterbrechen. Auf das Signal „aus“ soll der Hund etwas aus dem Fang herausgeben, falls er bereits einen Köder aufgenommen hat.

Man kann einem Hund beibringen, dass er seinen Besitzer anschaut, wenn er etwas Fressbares findet und somit um Erlaubnis fragt, ob er es essen darf. Bei einer anderen Methode bringt man dem Hund bei, sich vor etwas Fressbarem hinzusetzen und zu bellen, damit der Besitzer aufmerksam wird und den Gegenstand begutachten kann.

Des Weiteren kann der Hund lernen, nur auf Signal des Besitzers ausgelegte Leckerlis zu suchen und nur dann zu fressen, wenn er das Okay dafür hört. Man kann dem Hund auch beibringen, dass er nichts fressen darf, was auf dem Boden liegt, indem man ihn nur über den Hundenapf oder aus der Hand füttert. Am besten ist, wenn man ein Giftködertraining schon im Welpenalter beginnt.

Fragen Sie einen erfahrenen Trainer nach einem Anti-Giftködertraining.


Beachten Sie dazu auch die „Spiegel“-Reportage mit der Hundeschule Steinbach:

Worauf muss ich achten, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin?

Steinbach: Achten Sie bei Ihren Spaziergängen darauf, dass Ihr Hund nichts frisst, was auf dem Boden, im Gebüsch oder im Gras liegt. Auch Menschen-, Hunde- und Pferdekot kann für den Hund schädlich sein, wenn dieser mit Drogen, Krankheitskeimen oder Medikamenten verunreinigt ist.

Beschäftigen Sie Ihren Hund, damit er nicht anfängt, sich selbst Abwechslung zu suchen, indem er zum Beispiel nach etwas Fressbarem Ausschau hält. Passen Sie auf, dass Ihr Hund sich nicht zu weit von Ihnen entfernt. Achten Sie auf Aushänge, die vor Giftködern warnen. Wenn Warnungen bestehen, gehen Sie nur mit angeleintem Hund spazieren oder mit Maulkorb.

Welche Symptome zeigen mir, dass mein Hund einen Giftköder gefressen hat?

Steinbach: Vergiftungssymptome können je nach Gift und Konzentration vielfältig und im Einzelfall sehr unterschiedlich stark auftreten.

Symptome, die auftreten können:

  • Unruhe
  • Erbrechen, das Erbrochene mit evtl. schaumiger Konsistenz
  • Durchfall
  • unregelmäßiger Herzschlag, deshalb den Herzschlag überwachen: Puls prüfen
  • blasses Zahnfleisch
  • die Atemwege müssen frei sein, siehe Anleitung: Atemwege prüfen
  • ungewöhnliche Pupillengröße, entweder stark verengt oder auch erweitert
  • Blut im Urin
  • Blut im Stuhlgang
  • Krämpfe
  • anhaltender oder immer wieder gezeigter Katzenbuckel oder Gebetsstellung als schwerste Schmerzsymptome im Bauchraum
  • Muskelzittern
  • Lähmungserscheinungen
  • absinkende Körpertemperatur, Anleitung zum Überwachen der Körpertemperatur:  siehe hier
  • Apathie
  • Bewusstlosigkeit

Wie viel Zeit bleibt dem Hundebesitzer zum Handeln, wenn der Hund einen Giftköder verschluckt hat?

Steinbach: Je nach Gift ist die Wirkungsdauer unterschiedlich. Bei Schneckengift kann die Wirkung bereits nach 30 bis 60 Minuten einsetzen.

Symptome einer Schneckenkornvergiftung

Bei einer Schneckenkornvergiftung wird der Hund plötzlich unruhig, atmet schnell, hechelt stark und speichelt vermehrt. Erbrechen und Durchfall treten auf – im Erbrochenen können farbiges Giftgranulat und Blut zu sehen sein. Auch starkes Zittern und Fieber können auftreten. Der Gang des Tieres kann schwankend wirken, seine Fortbewegung unkoordiniert. Achtung: Auch wenn Sie zunächst nur leichte Symptome bemerken, sollten Sie bei Verdacht auf eine Schneckenkornvergiftung sofort einen Tierarzt aufsuchen, denn je früher er bei einer tatsächlichen Vergiftung mit der Behandlung beginnt, umso besser sind die Genesungschancen des Hundes.

Rattengift-Vergiftung

Rattengift hemmt die Vitamin-K-Synthese in der Leber. Dadurch kommt es zu einer lebensgefährlichen Störung der Blutgerinnung. In der Folge kann der Hund, der das Rattengift aufgenommen hat, innerlich verbluten.

Je nachdem, wie groß Ihr Hund ist und wie viel Rattengift er gefressen hat, können die Symptome unterschiedlich stark ausfallen. Entscheidend ist auch der allgemeine Gesundheitszustand Ihres Vierbeiners. Alte Hunde, Welpen und chronisch kranke Hunde reagieren sensibler auf das Gift als gesunde erwachsene Tiere.

Die Symptome zeigen sich erst spät. Bis die Wirkung des Giftes einsetzt, kann es bis zu acht Stunden dauern, der Tod tritt nach 36 bis 48 Stunden ein.

Scharfe Gegenstände oder Medikamente

Wenn der Hund Scherben oder eine Rasierklinge gefressen hat, kann man dies normalerweise sofort am Blut im Maul bemerken, oder er erbricht Blut. Bei Rasierklingen oder ähnlichen scharfen Gegenständen hilft nur eine frühzeitige Notoperation. Auch ein Sedativum, welches gerne eingesetzt wird, bemerkt man nach kürzester Zeit, da der Hund sehr bald das Bewusstsein verliert. Hat der Hund Herztabletten zu sich genommen, beginnt er kurze Zeit später zu torkeln und zu krampfen, speichelt sehr stark und wird bewusstlos.


Was unternehme ich, wenn mein Hund einen Giftköder gefressen hat?

Sofortmaßnahmen:

  • Entfernen Sie den Giftköder vom Hund.
  • Bringen Sie ihn nicht zum Erbrechen, wenn Sie nicht wissen, was er zu sich genommen hat (ätzende Gifte schaden dem Rachen; scharfe Gegenstände verletzen).
  • Rufen Sie den Tierarzt an, berichten Sie von Ihrem Verdacht und schildern Sie die Symptome (der Arzt kann eventuell ein Gegengift bereitlegen).
  • Notieren Sie, was, wieviel und wann der Hund gefressen hat.
  • Vermeiden Sie Hautkontakt mit der Giftprobe, verwenden Sie ggf. Gummihandschuhe, um die Probe zu sichern (zum Beispiel in einer Plastikfolie oder Tüte).
  • Sichern Sie auch bereits Erbrochenes.
  • Beobachten Sie das Verhalten des Tieres.
  • Suchen Sie so schnell wie möglich mit dem Hund und den Giftproben einen Tierarzt auf.

Jeder Hundehalter sollte einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben, um seinem Vierbeiner im Ernstfall helfen zu können. Halten Sie stets die Nummer der mobilen Tierklinik bereit. Welche Klinik in der Nähe ist, erfahren Sie bei Ihrem Tierarzt.


Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen kann ich ergreifen, wenn mein Hund vergiftet ist?

Vorbereitung und Selbstschutz

  • Wirken Sie beruhigend auf den Hund und umherstehende Personen ein.
  • Verhindern Sie unüberlegte Maßnahmen anderer Personen.
  • Leinen Sie den Hund an oder binden Sie ihn fest. Mehr dazu: Sichern und Beruhigen
  • Bringen Sie den Hund in die stabile Seitenlage, falls dieser bewusstlos sein sollte. – stabile Seitenlage
  • Halten Sie die Atemwege frei, falls Ihr Hund ohne Bewusstsein ist oder sich bereits übergeben hat: Atemwege prüfen
  • Ziehen Sie beim Sichern der Giftprobe wenn möglich Gummihandschuhe an.

Wichtige Hinweise zur Ersten Hilfe

WICHTIG: Keine Maulschlinge anlegen!

Bei Verdacht auf eine Vergiftung darf keine Maulschlinge angelegt werden. Eine Vergiftung kann zu einem plötzlichen Erbrechen führen, bei dem durch die Maulschlinge Erstickungsgefahr droht.

WICHTIG: Kein Erbrechen herbeiführen!

Wird durch Manipulationen oder Einflößen von anderen Stoffen versucht den Hund zum Erbrechen zu bringen, besteht die Gefahr, die Situation weiter zu verschlimmern.  Die Atemwege können bei dem geschwächten Tier blockiert werden.  Dabei geht wertvolle Zeit verloren. Es ist besser, möglichst schnell den Tierarzt aufzusuchen. Der Tierarzt kann gegebenenfalls das Tier zum Erbrechen bringen und entsprechende Gegenmittel verabreichen.

Erste Hilfe: Was Sie selbst im Falle einer Rattengift-Vergiftung tun können

Mit Aktivkohle können Sie die Wirkung von Rattengift verzögern, sodass Sie mehr Zeit haben, mit Ihrem Hund zum Tierarzt zu fahren. Die Kohletabletten reichen als Gegengift nicht aus, können aber dafür sorgen, dass Ihr Hund ohne größere Schäden davon kommt. Welche Dosis Aktivkohle für Ihren Hund optimal ist, besprechen Sie am besten beim nächsten Vorsorgetermin mit dem Tierarzt. Tragen Sie dann in Ihrem Erste-Hilfe-Set auf Spaziergängen vordosierte Kohletabletten mit sich, sodass Sie im Notfall sofort reagieren können.


Gibt es auch Rettungsdienste für Hunde?

Sie finden unter www.tierrettungberlinbrandenburg.de einen mobilen Tierrettungsnotdienst.

Bei Tieren in Not oder Tierfunden kann auch immer die Feuerwehr unter 112 gerufen werden.

Unsere Kunden haben uns bewertet
5 von 5 Punkten aus 1 470 Bewertungen für die Beratung durch transparent-beraten.de